Nikotin

Nikotin

Als Inhaltsstoff steht Nikotin oftmals besonders in Verbindung mit Suchtmitteln in der Kritik. Nikotin birgt zwar Gesundheitsrisiken und macht abhängig, ist jedoch weder krebserregend noch eine Hauptursache von rauchbedingten Erkrankungen. Durch die enge Verbindung von Nikotin mit Tabak und Rauchen bestehen jedoch viele Missverständnisse über das Risikopotenzial von Nikotin.

Was ist Nikotin überhaupt, welche Formen gibt es, in welchen Lebensmitteln ist es zu finden und wie wird es abgebaut? Alle Fakten sind nachfolgend zu finden.

Substanz Nikotin

Was ist Nikotin

Nikotin ist eine natürlich vorkommende psychoaktive Substanz, die in vielen Nachtschattengewächsen aber auch einigen anderen Pflanzen vorkommt. Man findet Nikotin in geringen Mengen in Kartoffeln, Tomaten, Auberginen und natürlich in den Blättern der Tabakpflanze (Nicotiana tabacum).

 

Woher kommt der Name

Der Name geht auf den französischen Diplomaten Jean Nicot (1530–1600) zurück, der die ersten Samen der Tabakpflanze nach Frankreich schickte. Jean Nicot war von den heilenden Eigenschaften des Tabaks überzeugt und empfahl der französischen Königin Katharina von Medici Tabak als Therapeutikum für ihre Migräne (1559). Zur Ehrung Jean Nicots wurde die Pflanze 1753 von dem Botaniker Linné „Nicotiana“ genannt; daraus leitet sich auch die Bezeichnung „Nicotin“ ab.

 

Nikotin ist nicht gleich Tabak

Tabak bezeichnet die getrockneten Blätter der Tabakpflanze. Tabakblätter enthalten über 5000 Einzelsubstanzen: Nikotin ist eine dieser Substanzen. Die Pflanze bildet Nikotin hauptsächlich in den Wurzeln. Von dort wird es in die Blätter transportiert und dient dort der Pflanze als natürlicher Abwehrstoff gegen Schädlinge.

Grafik

Formen von Nikotin

Natürliches Nikotin

wird aus Tabakblättern extrahiert. Bis vor kurzem stammte praktisch alles an Nikotin - sei es für medizinische Nikotinersatzprodukte oder Genussmittel wie tabakfreie orale Nikotinbeutel - aus der Tabakpflanze.

Nikotin ist ein chirales Molekül: Wie viele andere Substanzen (z.B. Zucker, Aminosäuren) kann Nikotin spiegelverkehrt aufgebaut sein: als R-Nikotin und als S-Nikotin. Beide Formen sind chemisch identisch, haben aber unterschiedliche biologische Eigenschaften. In der Natur kommt Nikotin nur als sogenannte S-Form vor. Diese S-Form ist auch die biologisch aktive Version des Nikotins, während die R-Form dies nicht ist.

Ein anschauliches Beispiel für diesen Aufbau sind unsere Hände: linke und rechte Hand sind zwar identisch aufgebaut, aber spiegelverkehrt und nicht deckungsgleich.

Synthetisches Nikotin

Lange Zeit war es aufwändig und teuer, Nikotin im Labor herzustellen. Mittlerweile wurden industrielle Verfahren entwickelt, um selektiv die S-Form, d.h. synthetisches, aber naturidentisches Nikotin, im großtechnischen Maßstab zu produzieren. Synthetisches Nikotin wird bereits in einigen Dampfprodukten eingesetzt und könnte für die Branche zu einer zukunftsträchtigen Option werden.

ausführliche wissenschaftliche Informationen

Nikotinsalz

Hier liegt das Nikotin „gebunden“ mit dem Anion einer organischen Säure vor. Wichtige Beispiele sind das Nikotinbenzoat oder -succinat. Chemisch nennt man diese Verbindungen „Salze“. Der Dampf schmeckt weniger harsch, und es kann eine höhere Verfügbarkeit über die Lunge erreicht werden. Viele E-Zigaretten-Liquids enthalten sogenannte Nikotinsalze.


  • Synthetisches Nikotin
Konsum

Wie wird Nikotin konsumiert?

Nikotin kann auf eine lange Geschichte als Genussmittel zurückblicken.

Hauptsächlich wurde und wird Nikotin in Verbindung mit Tabak aufgenommen. Seit Christoph Kolumbus Ende des 15. Jahrhunderts den Tabak aus Amerika in die Alte Welt gebracht hat, wird Tabak geschnupft, gekaut und geraucht.

Aber Nikotin kann auch ohne Tabak konsumiert werden: als Dampf einer E-Zigarette, extrahiert aus erhitztem Tabak oder aus oralen Produkten über die Mundschleimhaut. Daneben gibt es auch medizinische Nikotinersatzprodukte, bei denen das Nikotin über die Mundschleimhäute z.B. als Kaugummi und über die Haut per Pflaster aufgenommen wird.

 

Wirkung und Risiken

Wie wirkt Nikotin?

Nikotin stimuliert das zentrale Nervensystem. Dabei kann Nikotin auch beruhigende Effekte haben. Gleichzeitig kann Nikotin Appetit, Stress, Nervosität und Müdigkeit unterdrücken. Das Nikotin aktiviert das „Belohnungszentrum“ im Gehirn und kann dadurch ein Wohlgefühl entstehen lassen.

Diese Wirkung erreicht Nikotin über die Bindung an sogenannte Nikotinrezeptoren im zentralen Nervensystem. Generell leiten Rezeptoren Signale im Körper weiter. Nach Aktivierung des Rezeptors werden durch Nikotin Botenstoffe wie Dopamin oder Serotonin freigesetzt, die zum Belohnungssystem im Gehirn gehören. Damit verbindet sich ein erhebliches Suchtpotenzial.

Welche Risiken bestehen?

Nikotin ist giftig.

Besonders in hohen Dosen. Kurzfristig und vorübergehend kann Nikotin - vor allem bei nicht an den Nikotinkonsum gewöhnten Personen - unter anderem zu Übelkeit, Schweißausbrüchen, Durchfall und Kopfschmerzen führen.

Aber: Nikotin schädigt nicht das Erbgut und ist auch nicht krebsauslösend. Die Verwendung von Nikotin in Arzneimitteln hat sich über viele Jahre hinweg in klinischen Studien bewährt.

Dennoch ist Nikotin nicht zu unterschätzen: die orale Aufnahme von ca. 5 mg Nikotin pro Kilogramm Körpergewicht kann zum Tode führen (das sind 140 mg Nikotin bei einem erwachsenen Menschen von 70 kg oder 50 mg bei einem Kleinkind von 10 kg). Wahrend der Schwangerschaft kann Nikotin die Risiken für Fehl- und Frühgeburten erhöhen.

Nikotin macht abhängig.

Nikotin ist eine psychotrope Substanz wie Alkohol, Kokain oder Koffein und beeinflusst über das zentrale Nervensystem die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen und Handeln. Während Kokain und Opiate von der UNO als psychotrope Substanz kontrolliert werden und somit in vielen Ländern illegal sind, werden Alkohol, Koffein und Nikotin nicht bei der UNO gelistet. Sie gelten meist als legale „Drogen“ und sind in vielen Kulturkreisen weit verbreitet.

Durch den Nikotinkonsum gewöhnt sich der Körper mit der Zeit daran, dass viele Zellen mit dem Nikotin „besetzt“ sind und bildet immer mehr der Nikotinrezeptoren aus. Dadurch kann auch physiologisch eine Abhängigkeit entstehen, die das Suchtpotenzial verstärkt. Ist Nikotin über längere Zeit nicht verfügbar, sind plötzlich viele dieser Rezeptoren unbesetzt und es wird weniger Dopamin ausgeschüttet. Betroffene erleben Entzugserscheinungen und entwickeln ein starkes Verlangen nach einer Zigarette.

Die Hintergründe der Nikotinsucht sind noch nicht vollständig geklärt. Die Geschwindigkeit der Nikotinanflutung im Blut kann ebenfalls das Suchtpotenzial beeinflussen.

Abbau von Nikotin

Im Körper

Nikotin wird schnell in der Leber abgebaut. Bereits 2 - 2,5 Stunden nach der Aufnahme ist die Hälfte des Nikotins bereits eliminiert. Anschließend werden Nikotin und seine Abbauprodukte über die Niere und über den Urin ausgeschieden. Ein wichtiges Abbauprodukt von Nikotin ist das Cotinin. Cotinin ist so spezifisch für Nikotin, dass es im Labor als Biomarker und damit als Nachweis für den Konsum von Nikotin dient. Der Abbau von Cotinin dauert länger und liegt bei 13 – 19 Stunden.

Im Wasser

Nikotin gilt laut ECHA in Wasser als gut biologisch abbaubar. Der Abbau findet über Mikroorganismen aber auch durch UV-Licht statt.