Lieferkette

Tabakblätter sind die wirtschaftliche Grundlage der BVTE-Mitgliedsunternehmen. Tabak wird weltweit als landwirtschaftliches Produkt angebaut.

Der Anbau von Tabak ist insgesamt rückläufig, findet auf weniger als einem Prozent der weltweiten Agrarfläche statt - nach den Angaben der Welternährungsorganisation FAO etwa 3,6 Mio. Hektar weltweit.

Als Hersteller von Tabak- und Nikotinprodukten beziehen die BVTE-Mitgliedsunternehmen ihren Tabak aus der ganzen Welt – auch aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Die überwiegende Mehrheit der Tabakfarmen in der Lieferkette sind kleinbäuerliche Familienbetriebe mit durchschnittlich nur zwei Hektar Anbaufläche. So gibt es in Afrika südlich der Sahara Zehntausende von Kleinbauern. Daneben gibt es auch wenige große kommerzielle Farmen in Ländern wie Mexiko, Brasilien oder den USA. Ein Teil der Tabakblätter beziehen die Produzenten von ihren eigenen Blattbetrieben, die direkt mit den Landwirten zusammenarbeiten. Der andere Teil wird von Drittanbietern bzw. Großhändlern bezogen, die ihrerseits Verträge mit den Landwirten abschließen.

Viele Tabakbauern schließen Verträge mit Käufern ab, in denen festgelegt wird, dass die Ernte in einer bestimmten Menge und Qualität zu einem vorher festgelegten Preis abgenommen wird. Verträge sind ein gutes Mittel für die Tabakbauern, um Preisschwankungen zu begegnen, die beim Verkauf auf dem freien Markt ohne Vertrag auftreten können.

Tabak ist eine profitable Nutzpflanze, sie gedeiht gut auf ungünstigen Böden und benötigt weniger Wasser als andere Kulturen. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle wird Tabak nur über den natürlichen Regen bewässert. Die geernteten Tabakblätter sind nicht schnell verderblich und benötigen keine Kühlkette. Dank der Fruchtfolge im Rahmen der guten landwirtschaftlichen Praxis bauen fast alle Kleinbauern auch andere Kulturen, einschließlich Nahrungspflanzen, an. Dort, wo Tabak angebaut wird, trägt er zur Sicherung des wirtschaftlichen Auskommens und damit zur Ernährungssicherheit der Landwirte bei.

Grafik zu globaler Lieferkette

Landwirtschaft

Ökologisch hat der landwirtschaftliche Anbau von Tabak weltweit mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie der Anbau anderer Nutzpflanzen auch. Der Verlust der biologischen Vielfalt, die fortschreitende Wald- und Landrodung oder die Verschlechterung der Bodenqualität sind Gefahren und Probleme, die nicht spezifisch für den Tabakanbau sind, sondern eine Herausforderung für den Agrarsektor im Allgemeinen. Im Vergleich zeigt sich, dass der Tabakanbau keine größere ökologische Bedrohung darstellt als der Anbau anderer Kulturen (IMC-Report).

Curing und Abholzung

Die Analyse der Tabak-Lieferkette zeigt, dass ein wesentlicher Anteil der Treibhausgase – schätzungsweise ein Drittel aller Emissionen – im Bereich des landwirtschaftlichen Anbaus entstehen. Ein wesentlicher Anteil hiervon entfällt auf den Trocknungsprozess der Tabakblätter (sogenanntes Curing). Auf diesen Arbeitsschritt, der einzig spezifische für den Anbau von Tabak, hat die Tabakwirtschaft ein besonderes Augenmerk gerichtet, er ist ein wichtiger Bereich im Sustainable Tobacco Program (STP). Mit effizienteren und schonenderen Trocknungsmethoden, dem Bau von energieeffizienten oder lebenden Scheunen, fortlaufenden Aufforstungsprojekten und durch die Nutzung von nachhaltig angebautem Holz haben sich unsere Unternehmen konkrete Ziele für die Umstellung auf komplett nachhaltige Quellen gesetzt und damit bereits wesentliche Verbesserungen erreicht.

Wasserverbrauch

Die Tabakpflanze ist ein effizienter Wasserverbraucher, relativ trockenresistent und benötigt weniger Wasser als viele andere Nutzpflanzen. Ein großer Teil des angebauten Tabaks wird nicht bewässert. Nur etwa 15 Prozent der Weltproduktion des Tabaks wird bewässert und dies fast ausschließlich mit Regenwasser ( ITGA).

Entlang der Lieferkette des Tabaks entfallen 70 Prozent des Wasserverbrauchs im Bereich des landwirtschaftlichen Anbaus. Damit liegt hier das größte Einsparungspotential.

Die BVTE-Mitgliedsunternehmen wollen mit der begrenzten Ressource Wasser nachhaltig umgehen und haben sich Reduktionsziele zum Wasserverbrauch gesetzt. Sie senken den Wasserverbrauch und erhöhen den Anteil an Wasserrecycling in den eigenen Produktionsstätten. Um den Wasserverbrauch in der Lieferkette besser zu verstehen, haben einige der großen Mitgliedsunternehmen bereits Wassermanagementverfahren in der Produktionskette eingeführt oder planen dies. Mit ihren Bemühungen haben es einige der BVTE-Unternehmen auf die Water A Liste” des CDP (Carbon Disclosure Project) geschafft.

Verwendung von Pflanzenschutzmitteln im Tabakanbau

Tabak wird unter verschiedenen klimatischen Bedingungen und landwirtschaftlichen Praktiken als Nutzpflanze angebaut. Der mögliche Befall durch Schädlinge und der verantwortungsvolle Umgang mit Pflanzenschutzmitteln war und ist eine Herausforderung für Tabakerzeuger, auch wenn der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Agrochemikalien beim Tabakanbau im Allgemeinen deutlich geringer ist als bei anderen vergleichbaren Kulturen.

Die Unternehmen der Tabakindustrie – und so auch die BVTE-Mitgliedsunternehmen – kontrollieren mit Hilfe von Monitoring-Programmen regelmäßig den Gehalt an Pflanzenschutzmittelrückständen im Rohtabak und in Tabakmischungen. In Deutschland werden jedes Jahr die Tabakmischungen der Markenzigaretten auf Rückstände von über 300 Pflanzenschutzmitteln untersucht.

Die großen Tabakhändler und Hersteller von Tabakprodukten sammeln ihre Messdaten zu Pestizidrückständen auf Rohtabak in einer Datenbank. Diese Pestiziddatenbank mit weltweiten Daten existiert seit den 1990er Jahren und wird jährlich aktualisiert. Sie liefert robuste Datensätze und spiegelt den Rückgang und positiven Trend bei der Nutzung von Pflanzenschutzmitteln beim Tabakanbau wider.

Der landwirtschaftliche Anbau von Tabak wird seit Jahrzehnten von Arbeitsgruppen der CORESTA begleitet.

CORESTA

CORESTA ist eine Organisation, die sich mit wissenschaftlichen und methodischen Fragen rund um das Thema Tabak beschäftigt und die internationale Zusammenarbeit in der Forschung zu Tabak und seinen Produkten fördert.

Die Organisation wurde 1956 in Frankreich gegründet. Mitglieder von CORESTA sind Unternehmen, Institute, Laboratorien und Verbände, die im Zusammenhang mit Tabak und seinen Produkten (einschließlich neuen Kategorien wie E-Zigaretten) forschen und entwickeln, sei es im Bereich der Tabakpflanze (Agronomie, Züchtung, Phytopathologie) oder in den Bereichen Produktherstellung, Chemie, Messtechnik oder Materialien (Papier, Filter, Aerosole usw.).

Gegenwärtig hat CORESTA 158 Mitglieder aus über 37 Ländern und Hunderte von Experten auch aus Regierungsorganisationen arbeiten in mehr als 20 Arbeitsgruppen zusammen. CORESTA organisiert jährliche Tagungen, auf denen wissenschaftliche Arbeiten sowie Berichte und Ergebnisse von Studien und Erhebungen vorgestellt werden.

Eine wichtige Aufgabe der CORESTA ist die Entwicklung und Standardisierung von Messmethoden. Aus diesem Grund ist die CORESTA Verbindungsmitglied bei der Internationalen Organisation für Normung (ISO) und der europäischen Normungsorganisation CEN. Zahlreiche CORESTA-Mitglieder haben Delegierte in nationalen Normungsorganisationen wie dem DIN Deutsches Institut für Normung.

Sustainable Tobacco Programm (STP) und Good agricultural Practice (GAP)

Der Fokus der Aktivitäten der BVTE-Mitgliedsunternehmen liegt auf der Förderung von Nachhaltigkeit am Beginn ihrer Lieferkette – mit unternehmenseigenen Programmen und Standards, dem Leitfaden für gute landwirtschaftliche Praxis im Tabakbereich und dem branchenweiten Programm für einen nachhaltigen Tabakanbau (Sustainable Tobacco Programme, STP), dass trotz aller regionalen Unterschiede beim Anbau, weltweit angewendet wird (siehe auch Infobox).

Sustainable Tobacco Programm (STP) und Good agricultural Practice (GAP)

Die BVTE-Mitgliedsunternehmen streben insbesondere am Anfang ihrer Lieferkette eine hohe Nachhaltigkeit an. Mit dem umfassenden Nachhaltigkeitsprogramm für den Tabakanbau (Sustainable Tobacco Programme, STP) werden die Standards für landwirtschaftliche Praktiken und das Umweltmanagement aber auch für wichtige soziale und menschenrechtliche Bereiche für die gesamte Tabakbranche festgelegt. Das Programm orientiert sich an den Leitprinzipien der Vereinten Nationen (United Nations Guiding Principles – UNGP) für Wirtschaft und Menschenrechte und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs).

Die wichtigsten Hersteller der Branche (PMI, JTI, BAT, RJ Reynolds, Imperial, Altria und Swedish Match) und eine repräsentative Gruppe internationaler Zulieferer haben sich 2014 zusammengeschlossen, um Mindeststandards im Bereich des Tabakanbaus zu schaffen und zu fördern. Weil das Programm für die gesamte Tabakbranche und nicht nur für einzelne Unternehmen gilt, ist die Hebelwirkung ungleich höher und sorgt seitdem für eine kontinuierliche Verbesserung in der Tabaklieferkette.

Das Programm STP wird durch das unabhängige Lieferkettenmanagementunternehmen Intellync geleitet und ist in über 52 Ländern aktiv. Intellync sammelt Daten von mehr als 180 Tabaklieferanten und 5 Millionen Kleinbauern zu über 1.000 Nachhaltigkeitsindikatoren. Spezialisierte Prüfer arbeiten mit Technikern vor Ort und Herstellern in der Lieferkette zusammen, um die in den Betrieben erhobenen Daten zu überprüfen. Das Programm stützt sich auf umfassende Dokumentationspflichten und die jährliche Bewertung der Zulieferer, die regelmäßig durch Intellync vor Ort geprüft werden.

Eine wichtige Basis für STP ist die Gute landwirtschaftliche Praxis (Good agricultural Practice, GAP), die erstmals im Jahr 2002 eingeführt wurde. Die wissenschaftliche Vereinigung der Tabakwirtschaft CORESTA hat für Tabakanbauer und die verarbeitende Industrie den Leitfaden mit Empfehlungen für „Good Agricultural Practice“ herausgegeben. Die Anwendung einer guten landwirtschaftlichen Praxis erhöht die Tabakerträge, verbessert die Qualität des Blattes und verringert den Arbeitsaufwand, was nicht nur zu einem höheren Einkommen für die Erzeuger führt, sondern auch dem Schutz der Umwelt dient. Die Tabakfarmer werden in einer Reihe von Praktiken zum Schutz der Umwelt geschult und müssen den Leitfaden für gute landwirtschaftliche Praktiken für Dünger- und Pestizideinsatz befolgen. Der Leitfaden wird regelmäßig aktualisiert und verbessert, um den Rückmeldungen von Landwirten, Lieferanten und Interessengruppen Rechnung zu tragen und um mit den immer anspruchsvolleren Erwartungen und technologischen Entwicklungen Schritt zu halten.

Arbeitsbedingungen der Landwirte

Der Lebensunterhalt und das Wohlergehen der Landwirte sind von größter Bedeutung für eine nachhaltige Tabakerzeugung.

Der Agrarsektor generell sieht sich in vielen Ländern der Welt nicht nur mit ökologischen sondern auch mit sozialen Problemen konfrontiert. Der landwirtschaftliche Anbau ist in vielen Ländern gekennzeichnet durch Wander- und Leiharbeiter, den Einsatz von Familienarbeitskräften in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und durch ein hohes Maß an ländlicher Armut, und ist damit anfällig für Menschenrechtsprobleme.

Die Stärkung der ländlichen Gemeinschaft und Infrastruktur, die Diversifizierung ihres Einkommens durch den Anbau von ergänzenden Kulturen zum Tabakanbau sowie die Verbesserung der Lebensqualität der Landwirte, ihrer Mitarbeitenden und der umliegenden Gemeinden ist daher eine wichtige Säule für Nachhaltigkeit.

Moderne Sklaverei

Die Tabakwirtschaft ist sich bewusst, dass sie in Teilen der Welt tätig sind, wo Menschenrechte verletzt oder gefährdet und Teile ihrer Lieferkette dem Risiko der modernen Sklaverei ausgesetzt sind. Aber unsere Mitgliedsunternehmen dulden keine moderne Sklaverei – egal in welcher Form - und engagieren sich für deren Bekämpfung durch eine Reihe von Initiativen und Programmen für Menschenrechte und gegen Kinderarbeit.

Unsere Mitgliedsunternehmen verpflichten sich, einen konsequenten, nachhaltigen und kontinuierlichen Verbesserungsansatz zu verfolgen, um sicherzustellen, dass ungesetzliche Praktiken in ihren Betrieben und ihrer Lieferkette nicht vorkommen.

Alle Blattbetriebe und Drittlieferanten der großen Unternehmen müssen am branchenweiten Sustainable Tobacco Programme (STP) teilnehmen. Das STP orientiert sich an internationalen Standards wie denen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Dabei wird darauf geachtet, dass auch besonders gefährdete Gruppen in den Tabakanbaugemeinden, wie Frauen, Jugendliche und ältere Menschen, einbezogen werden. STP konzentriert sich neben Umweltthemen auch auf eine breite Palette von sozialen Fragen wie Menschenrechtskriterien, darunter Kinder- und Zwangsarbeit, Gesundheit und Sicherheit, faire Behandlung, Vereinigungsfreiheit, Einkommen, Arbeitszeiten und Sozialleistungen sowie die Verhinderung von Schuldknechtschaft und Verschuldung.

Zusätzlich haben sie unternehmenseigene Programme und Initiativen wie beispielsweise "THRIVE" entwickelt, um die Arbeitsbedingungen schrittweise zu verbessern.

Die Risiken und Verbesserungen innerhalb ihrer Lieferkette analysieren und dokumentieren unsere Unternehmen auch innerhalb des Modern Slavery Act. Dieses wichtige Gesetz von 2015 dient der Bekämpfung moderner Sklaverei und bindet die Unternehmen ein. Im Rahmen der Berichtspflichten des Modern Slavery Act dokumentieren unsere Unternehmen ihre Anstrengungen und veröffentlichen diese jährlich in Berichten auf ihren Webseiten.

Kinderarbeit

Kinderarbeit ist kein spezielles Problem beim Tabakanbau – aber es ist ein generelles Problem in der Landwirtschaft in vielen Ländern der Welt.

Kinderarbeit ist ein systemisches Problem mit komplexen Ursachen und eine globale Herausforderung über Sektoren und Kulturen hinweg. Armut, soziale Instabilität, ein niedriges Bildungs- und Bewusstseinsniveau, unzureichende Möglichkeiten für menschenwürdige Arbeit und unzureichende Sozialprogramme sind einige der Hauptfaktoren, die Kinderarbeit auf der ganzen Welt verursachen.

Unsere Mitgliedsunternehmen dulden keine Kinderarbeit und engagieren sich für deren Bekämpfung durch eine Reihe von Initiativen und Programmen, um Kinderarbeit in all ihren Formen in ihrer Wertschöpfungskette zu beseitigen. Die Tabakerzeuger wollen zusammen mit anderen relevanten Akteuren ihren Teil zur Lösung dieses komplexen Problems beitragen.

2001 wurde die Stiftung zur Beseitigung der Kinderarbeit im Tabakanbau (ECLT) gegründet – eine Partnerschaft zwischen Tabakanbauern, Blattlieferanten, Tabakherstellern und Organisationen zur Bekämpfung der Kinderarbeit. Seit 2011 hat die ECLT-Stiftung über eine Million Kinder, Farmer und Familien erreicht.

Zusätzlich haben sie unternehmenseigene Programme und Initiativen entwickelt, um die Kinderarbeit schrittweise abzuschaffen wie ARISE. Auch das Nachhaltigkeitsprogramm STP für Tabak orientiert sich an den einschlägigen Kernübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation sowie an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.

ECLT Foundation

Unsere Mitgliedsunternehmen unterstützen die ECLT Foundation, die gezielt Kinderarbeit in den Tabakanbaugebieten z.B. durch Zugang zu Bildung und Schulspeisungen bekämpft. Die ECLT setzt sich für die Unterstützung und Förderung des internationalen Rechtsrahmens für Kinderarbeit und nachhaltige Entwicklung und für gemeinschaftliche Lösungen für Kinder und ihre Familien ein, um die Ursachen der Kinderarbeit in den Tabakanbaugemeinden zu bekämpfen.